Kleine Holzkunde Teil 2

Wer mit dem Hobby Holzwerken beginnen möchte, der sollte sich zuerst mit dem Werkstoff Holz ein wenig vertraut machen.

Schwundverhalten

Im Volksmund sagt man: „Holz arbeitet immer.” Oder: „Holz ist ein lebendiger Werkstoff.” Das hat seinen Grund, denn im Gegensatz zu Metall, Kunststoff oder Glas reagiert Holz stark auf äußere Einflüsse, wie zum Beispiel Luftfeuchtigkeit. Da es Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, ist es ständig in Bewegung. Bei der Konstruktion und beim Verarbeiten muss man daher auf die Wuchsrichtung achten. Denn Holz arbeitet nicht in alle Richtungen gleich stark.

Schwundverhalten

Ein frisch gefällter Baum kann logischerweise nicht sofort zu einem Möbel verarbeitet werden. Der Stamm wird zuerst aufgesägt und dann getrocknet. Je langsamer und schonender dieser Trocknungsprozess stattfindet, desto weniger Spannungen und Risse entstehen. Während der Verdunstung des „freien Wassers”, das ist das Wasser in den Zellhohlräumen, verändert sich das Volumen nicht. Ist das gesamte freie Wasser verdunstet, ist der sogenannte Fasersättigungsbereich erreicht. Dieser liegt durchschnittlich bei 30 % Holzfeuchte. Schon während der Trocknung des freien Wassers beginnt in den äußeren Zellwänden auch schon das „gebundene Wasser” zu verdunsten. Nun ändert sich auch das Volumen. Während das Holz in Längsrichtung (in Richtung des Faserverlaufs / Wuchsrichtung) nur um 0,1 % bis 0,3 % schwindet, also kleiner wird, schwindet es tangential (Jahrringverlauf) um ganze 10 % und radial (quer zu den Jahrringen) um circa 5 %. Es schwindet solange, bis der sogenannte darrtrockene Zustand, bei 0 % Holzfeuchte, erreicht wäre. Je nach Umgebungsluftfeuchte nimmt das Holz wieder Feuchtigkeit auf und quillt oder gibt Feuchtigkeit ab und schwindet. Das versteht man unter „Das Holz arbeitet”.

Bei der Konstruktion sind diese unterschiedlichen Schwundeigenschaften zu berücksichtigen. So sollte man niemals Längsholz, das ja nur um 0,1 % bis 0,3 % schwindet, mit Querholz, welches je nach Schnitt 5 % bis 10 % schwindet, über eine größere Länge/Breite fest verbinden (zum Beispiel durch eine Verleimung). Das unterschiedliche Verhalten würde zwangsläufig zu Spannungen und Rissen führen.

 

Verformung

Schwundverhalten beiKernbrettern Schwundverhalten bei SeitenbretternSchwundverhalten bei Mittelbrettern

Bei der Holztrocknung ändert sich aber nicht nur das Volumen. Auch die Form kann sich je nach Lage der Jahrringe (Schnitt), Wuchs und Holzart verändern. Während beim Kern- und Mittelbrett Formveränderungen eher im Bereich der Markröhre und des Holzkerns entstehen, bleiben bei beiden die stehenden Jahrringe recht gerade – stehende Jahrringe haben ein gutes Stehvermögen. Darum muss der Markbereich immer herausgeschnitten werden.

Seitenbretter neigen dazu, sich auf der rechten Seite (Innenseite) zu wölben und auf der linken Seite (Außenseite) hohl zu ziehen. Als kleine Gedächtnisstütze hat man mir in der Lehre gesagt: „Die Jahrringe versuchen beim Schwinden gerade zu werden.”

 

Verleimregel

Verleimregel von Seitenbrettern 

Besonders bei Breiten- oder Dickenverleimungen ist dieses Formverhalten zu beachten. Dafür gibt es die Verleimregeln.
Kern- und Seitenbretter sollte man nicht unbedingt miteinander in der Breite verleimen, da dies zu einer sehr unruhigen Fläche führen kann.
Bei der Verleimung von Kernbrettern und Seitenbrettern gilt die Regel: Kernholz gegen Kernholz und Splintholz gegen Splintholz verleimen.
Zusätzlich ist bei Seitenbrettern darauf zu achten, dass immer abwechselnd eine rechte Seite neben eine linke Seite verleimt wird.

Fassen wir also nochmal kurz zusammen:

  • Holz quillt (Volumenzunahme) und schwindet (Volumenabnahme) je nach Wuchsrichtung unterschiedlich stark.
  • Die Grundregel bei der Breitenverleimung lautet: Kernholz an Kernholz und Splintholz an Splintholz.
  • Bretter mit stehenden Jahrringen haben ein besseres Stehvermögen.